Saul


Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel
Libretto von Charles Jennens nach dem Ersten und Zweiten Buch Samuel
Konzertante Aufführung in englischer Sprache

Ruhrtriennale
Jahrhunderthalle Bochum
Montagehalle für Kunst

3 Stunden 30 Minuten
Aufführung in Bochum am 04.05.2003




GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
„Saul“, Oratorium in drei Akten, HWV 53

TERMINE
Fr2.5.2003 — 19.30 Uhr
Konzerthaus Dortmund

So4.5.2003 — 15.00 Uhr
Jahrhunderthalle Bochum

Di6.5.2003 — 19.30 Uhr
Historische Stadthalle Wuppertal

Produktionsteam

Musikalische Leitung Frieder Bernius
Produktionsleitung Bojan Budisavljevic
Barockorchester Stuttgart ChorWerk Ruhr
Saul - Gilles Cachemaille
David - Brian Asawa
Jonathan - Tomislav Muzek
Michal - Joanne Lunn
Merab - Carolyn Sampson
Hexe von Endor - Arno Raunig (Arno Argos)
Hoher Priester - Markus Brutscher
Samuel - Hans Griepentrog
Amalekiter - Christian Carrasco
Doeg - Tobias Hänschke
Abner - Moshe Haas


Aus dem alttestamentlichen Bericht über Saul, den ersten König Israels, erschuf Händel ein mitreißendes Drama über die Gewalt zwischen Nationen wie zwischen Generationen. Es ist das Drama vom Sieg des Neuen, versinnbildlicht im Untergang des alten Herrschers, der – vom Volke isoliert – wegen seiner moralischen Leichtfertigkeit von Gott verlassen ist und das Zepter an den jungen David weitergeben muss. Der Dichter Charles Jennens entwickelt aus dem biblischen Stoff eine geradezu opernhafte Konstellation von nicht weniger als 80 Nummern. Georg Friedrich Händel überträgt diese in ein – erstmalig – dreiaktiges opulentes Oratorium, das in vielerlei Hinsicht die Genregrenzen sprengt.

Info: archiv.ruhrtriennale.de

Gelungener Industriebarock
Viel Harmonie um König Saul

Von Monika Jaeger

Einmal mehr ging das Standort-Kultur-Konzept der Ruhrtriennale auf: Mit Frieder Bernius' Interpretation von Georg Friedrich Händels Saul in der Bochumer Jahrhunderthalle traf der Anspruch authentisch-werktreuer Aufführungspraxis alter Musik auf das authentisch-werksgetreue, inzwischen atmosphärisch verflossene Industrieambiente des früheren Kruppgeländes und führte zu einem ebenso überzeugenden wie zeitlosen Monument des Ringens um die königliche Macht. Im Mittelpunkt der Handlung steht David, Sieger über Goliath und Retter des Volkes Israel, dem als Dank von Saul die Königstochter versprochen wird. Ein Weg, den er trotz aller Intrigen Sauls in unbeirrbarer Integrität zurücklegt. Dennoch ist das Oratorium nicht nach ihm benannt, sondern trägt den Namen "Saul" - damit tritt die Schattenseite des Geschehens in den Vordergrund: Die Anfechtung der eigenen Persönlichkeit durch Neid, Angst, Misstrauen, der Verlust von Macht und Ansehen und das Klammern daran. Sauls Verstrickungen führen ihn bis ins Hexenreich, wodurch er seinen Untergang und die gefürchtete Gottesferne endgültig besiegelt. So spielt sich das eigentliche Drama in seinem Inneren ab, reflektiert über die Versuche seiner Kinder, ihn zur Raison, zur Ehre und zu Gott zurück zu bringen. Das gute Ende besteht folglich nur am Rande in der Krönung Davids, sondern vor allem in der Vereinigung von Vater Saul und Sohn Jonathan im heilvoll-tragischen Heldentod, wodurch alle Seiten ihre Aussöhnung finden.

In Libretto und Musik geht es weniger um die dramaturgische Ausgestaltung der konfliktträchtigen Handlungsstränge, wichtiger als einzelne Akteure sind die aus ihnen sprechenden Tugenden, Empfindungen und Autoritäten. Der triumphale und festliche Gestus von Händels Oratorien fällt dabei nie in schweres Pathos, sondern behält stets Grazie und Leichtigkeit. Beschauliche bis zündende Dramatik entlädt sich in den affektbeladenen Stimmpartien und äußert sich in semantisch farbenreicher Besetzung, etwa dem Harfenspiel Davids oder dem Carillon, dessen volltönende Glockenklänge sich auf wirkungsvolle Weise mit dem wohlintonierten Orchester reiben.

Vor allem in den virtuosen Passagen zeigte sich die künstlerische Qualität dieser Produktion. Die Transparenz und klangliche Ausgewogenheit des Barockorchesters Stuttgart und der schlanke, homogene Chorklang des ChorWerk Ruhr harmonierten in jeder Hinsicht mit den Solisten. Gilles Cachemaille und Brian Asawa verkörperten die Antagonisten Saul und David, Gradmesser für den Zorn und die Gnade Gottes, stimmlich optimal. Zu Cachemailles deutlich im tiefen Register von den anderen Hauptakteuren abgesetztem sonoren Stimmklang bildete Asawas beweglicher und ausdrucksstarker Alt den idealen Gegenpart. Dessen Duette mit Joanne Lunns strahlender Ausdruckskraft als Michal im zweiten Akt markierten einen musikalischen Höhepunkt. Die atmosphärischen Gegensätze spiegelten sich vor allem in der Persönlichkeit der Merab, die als einzige der Protagonisten wegweisende Charakterwechsel vollzieht. Carolyn Sampson brachte diese mit beeindruckender stimmlicher Wandlungsfähigkeit bei gleichbleibend klangvollem Volumen zum Ausdruck. Arno Raunig verlieh der Hexe von Endor stählernd-schillernde Weisungskraft, als Gegenpol zu Markus Brutscher, der mit großer stimmlicher Klarheit die religiös-moralische Autorität und das gütige Harmoniestreben des Hohepriesters verkörperte. Die Vielzahl der charakterlichen Facetten wurde vom Chor flexibel aufgenommen und in seinen dramaturgischen Part als Sprachrohr des Volkes und als kommentierende moralische Instanz integriert. Auf allen musikalischen Ebenen bestach die glatte Übereinstimmung - ebenso wie die Agierenden um Saul erlaubte sich die Interpretation kein Ausbrechen aus der Harmonie. So wurde die Begegnung zwischen lebendiger Barockmusik und weniger lebendiger Industriehalle zu einem Hörgenuss - und verlief gleichzeitig unspektakulär.

Info: www.omm.de

Arno Argos Raunig


Opera / Performances

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*UA - Uraufführung (Eine Uraufführung (kurz UA oder U) ist die weltweit erste öffentliche, vor einem Publikum stattfindende Aufführung eines Musikstückes oder Bühnenwerkes. Bei Filmen spricht man, insbesondere bei Festivalaufführungen, bisweilen auch von einer Premiere. Im Rundfunk, beispielsweise bei Hörspielen, verwendet man dagegen die Bezeichnung Ursendung.)
**ÖUA - Österreich Uraufführung